Bauart und Funktionalität
Funktionen der Ziegelgitterfenster
Ziegelgitter in Stadeln
Mit dem Begriff Fenster ist normalerweise untrennbar das Auf- und Zumachen verbunden. Nicht so bei den Stadelfenstern. Diese sind eigentlich Lüftungsöffnungen und man findet sie in Stadeln von Schlössern, Klöstern, Gutsbesitzungen und unzähligen bäuerlichen Anwesen.
Die Beziehung zur Natur und die Nutzung ihrer Kräfte führte - neben dem Schönheitssinn der Besitzer und Erbauer - zu echten Kunstwerken. Das Schmuckbedürfnis des bodenständigen Alltags zaubert in seinen gestalterischen Bogenkonstruktionen und den ornamentalen, dekorativen, meist mit christlichen Symbolen versehenen Ziegelgittern besondere Kleindenkmäler echter Volkskunst.
Begriff
„Ziegelgitter“ sind Mauerwerksteile, welche übereinander oder nebeneinander kleine Öffnungen aufweisen, die durch die besondere Art der Anordnung der Ziegelelemente entstehen. Auf Grund der Verordnung der Feuerpolizei, Ziegel statt Holz zu verwenden, entstanden mit erstaunlich viel Enthusiasmus und technischem Geschick Ziegelgitter in den verschiedensten Formen, aber auch Farben, die meist der bäuerlichen Volkskunst entnommen worden sind.
Funktion
Die Ziegelgitter hatten neben dem Schmuckbedürfnis der Besitzer vor allem wichtige Funktionen zu erfüllen.
Die einfachen, geraden Formen dienten zur Durchlüftung des eingelagerten Gutes, meist Heu.
Die schräg ineinander gestellten Formen wurden gegen Schlagregen angebracht. Verschiedene Ziegelgitterformen dienten zur diffusen Belichtung des Stadels, wobei auch immer auf die Richtung des Stadels geachtet wurde. Stadel in Ost-Westrichtung hatten die besten Voraussetzungen für das Vieh, beste Lichtverhältnisse und das Vieh wurde viel weniger krank.
Ziegel wirken durch ihre hohe Wärmeaufnahmefähigkeit klimaausgleichend.
Ziegel absorbieren die innen gespeicherte Feuchtigkeit nach außen.
Schräg nach unten gerichtete Ziegelmuster dienten vor allem der Abwehr von Funkenflug.
Gestaltung
Zu diesen nutzbringenden Ziegelgitterformen kommen noch besondere Zeichen religiöser Natur dazu, wie IHS, Maria, der Heilige Geist, das Herz Jesu, um den Segen Gottes und der Heiligen auf das gelagerte Gut herabzuholen.
Große Bauten wie Schlösser, Klöster und Gutsbesitze gestalteten sehr oft ihre Stadelfenster wie Fenster von Sakralbauten, wie z.B. gotische Spitzbogenfenster.
Andernteils gibt es auch andere Motive der nichtchristlichen Glaubensvorstellungen wie der Drudenfuß, Hörner, Geweihe, Köpfe usw. in dem Glauben, damit das Böse abwehren zu können.
17.6.07
Ingeborg Müllner
Anmerkung
für alle Bild- und Textdarstellungen:
- Im Sinne der leichteren Lesbarkeit haben wir uns für die Schreibweise "Schloss-Stadel" und gegen die korrekte Variante mit "sss" entschieden.
- Alle Bilder können durch anklicken vergrößert werden, auch auf Vollbildschirmgröße durch anklicken rechts oben - ein Vorwärts- und Rückwärtspfeil gibt es auch.